Haben Sie sich nicht auch gefreut, als Sie von der EU-Parlament-Initiative gehört haben, die Zeitumstellung abzuschaffen. Mir persönlich wäre es sogar egal gewesen, ob wir die Winter- oder Sommerzeit behalten. Hauptsache, das Umstellen fällt weg, bringt es allen doch gefühlt mehr Nachteile (u.a. Umstellung des Schlafrhythmus) als Vorteile.
Vor wenigen Wochen gab es dann die Nachricht, dass die EU den Weg frei gemacht hat, dass tatsächlich bereits 2020 zum letzten Mal die Uhr umgestellt wird. Allerdings soll zukünftig jedes Mitgliedsland selbst entscheiden können, ob es bei der Sommer- oder der Winterzeit bleibt. Ein Chaos ist vorprogrammiert. Am Ende könnte es also passieren, dass wir bei einer Reise von Deutschland über die Niederlande und Belgien nach Frankreich demnächst zweimal die Uhr umstellen müssen.
Die beschriebene Skurrilität erinnert mich dabei doch stark an vergleichbare Situationen im Verhältnis zwischen Kunden und Softwareanbietern.
Standard versus Individualität
Immer mehr Logistikdienstleister wünschen sich eine Standardlösung (hier: einheitliche Uhrzeit in der gesamten EU) als TMS oder auch WMS. Der Software-Standard, so die Überlegung, unterstützt die Logistikdienstleister auch dabei, mehr Standard in ihre Prozesslandschaft zu bekommen. Und natürlich will man auch von der Weiterentwicklung der Lösung durch andere Kunden profitieren.
Diesen Kundenwunsch haben die Software-Anbieter – manche mehr, andere weniger – aufgenommen. Immer mehr entwickeln ihre Lösung zur Standard-Lösung. Es gibt nur noch eine einzige Version für alle Kunden. Das erleichtert die Pflege und das Release Management.
So weit, so gut. Trotzdem geht der eine oder andere Logistikdienstleister im Anschluss, nachdem man die vermeintlich passende Standard-Software gefunden hat, dazu über, nun doch noch seine Eigenarten und Sonderlocken abbilden zu wollen.
Niemand will Abstriche hinnehmen, wenn eine einheitliche Lösung Nachteile für seinen Bereich, seine Abteilung, ja erst recht für sich selbst bedeutet.
Entweder kommt es dann zu einem Kompromiss der einzelnen Parteien, oder das Management trifft im Sinne des Gesamtunternehmens eine Entscheidung. Zweites passiert aus unserer Sicht leider immer seltener. Entscheidungen werden nur ungern getroffen. Der Kompromiss führt dann fast immer zu Abstrichen gegenüber der bestmöglichen Qualität und der Lösung. Und man entfernt sich weg vom Standard, was die Folgekosten unnötig erhöht.
Drohender Flickenteppich
Beim Thema Zeitumstellung würde der Kompromiss bedeuten, dass die Umstellung der Zeit in den einzelnen Ländern zwar wegfällt. Jedoch würde man bei der Reise durch die einzelnen Länder die Zeit an der Grenze umstellen müssen.
Durchaus eine exemplarische Situation in der EU, wo viel durch Verordnungen geregelt scheint, die einzelnen Mitgliedsstaaten dann jedoch einen recht großen Spielraum in der Umsetzung haben. Mal sehen, ob der Appell der EU, sich in Ländergruppen auf eine einheitliche Regelung zu einigen, greift. De facto gibt es immer noch die Möglichkeit sein „eigenes Süppchen“ zu kochen.
Wer die Vorteile von Standards, z.B. in Form einer Standardsoftware, nutzen will, muss auch bereit sein, seine Prozesse anzupassen. Ohne diese Veränderungen bringt ein neues TMS nur wenig. Sollten Sie in Ihrem Unternehmen Ihren prozessualen Flickenteppich, Ihre Sonderlocken und Extrawürste reduzieren wollen und sich mehr Transparenz in Ihren Prozessen wünschen, sprechen Sie uns doch bitte gerne an.