Projekte haben viele Gesichter.
Es gibt Prozessverbesserungsprojekte, Softwareentwicklungsprojekte, IT-Projekte, Qualitätsverbesserungsprojekte, Kostenreduktionsprojekte, Produktentwicklungsprojekte, Beratungsprojekte, Wertschöpfungsprojekte und viele mehr. Es kommt auf die Sichtweise an. Mit jedweder Benennung setzt man Akzente.
Ich möchte mit diesem kurzen Beitrag dafür werben, bewusst und dediziert verschiedene Standpunkte einzunehmen. Nur so wird man sich – meiner Meinung nach – der Tragweite eines Projektes bewusst und bekommt eine Vorstellung über die einzubeziehenden Stakeholder. Man sorgt für eine hoffentlich breite Akzeptanz für die anstehende Maßnahme.
Anmerkung: Gerne kann sich an dieser Stelle ausklinken, wer ein Projekt durchführt, das wirklich nur eine unauffällige Nische in der Firma betrifft. Aber welches Projekt steht derart isoliert da?
Beispiel: Modernisierung eines ERP-Systems
Nehmen wir zur Anschauung ein Projekt zur Modernisierung eines ERP-Systems oder einer ERP-Software: Ist das ein IT-Projekt? Eine Prozessverbesserungsmaßnahme? Geht es darum, Werte zu schaffen? Bereits mit der Charakterisierung verändert sich die Zielsetzung.
Sehen wir die Modernisierung eines ERP-Systems als IT-Projekt so könnten die Ziele sein:
- Ersetzen von Insellösungen durch ein integriertes Komplettsystem
- Migration auf neuere Betriebsumgebung und Betriebssysteme
- Einführung einer Cloudlösung
- Integration mobiler Endgeräte
- Beschaffung gemanagter Services statt Maschinen, Software und Personenstunden
Mit dem Blickwinkel Prozessverbesserungsprojekt hätten wir folgende Ziele im Auge:
- Effizientere Prozesse
- Signifikante Produktivitätssteigerung und Kostenreduktion
- Reduzierung der Bearbeitungszeiten
- Verschlankung der Ablauf- und Aufbauorganisation
- Verminderung der Prozessschnittstellen
Wiederum mit der Sicht auf zu schaffende Werte könnte man diese Erwartung haben:
- Steigerung der Agilität des Unternehmens
- Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit
- Verbesserte Planungsqualität
- Bessere Auswertungen
- Beherrschung von Variantenvielfalt
Die Blickwinkel fügen sich zu einem ganzheitlichen Bild.
Sie sehen: Der Blickwinkel ändert die Zielsetzung. Wer bewusst sein Projekt von verschiedenen Standpunkten aus und unter verschiedener Etikettierung beleuchtet, bekommt ein vollständigeres Bild. Ihm werden sich soziale oder unternehmenspolitische Dimensionen des Vorhabens eröffnen. Man kann das Projekt besser in den Gesamtkontext der Geschäftstätigkeit einordnen:
- Wer profitiert von den Ergebnissen?
- Inwieweit verändert das Projekt das Unternehmen?
- Welche Chancen eröffnet es?
- Was muss man dafür tun?
Mit den Antworten auf diese Fragen sollte es leichter fallen, den Projektauftrag zu definieren und zu bestimmen, wer der Sponsor des Projektes sein sollte.
Nicht jede Sicht mag wichtig sein. Es gilt abzuwägen, welchen Aspekten man mehr und welchen man weniger Beachtung schenkt.
Ich hoffe, ich habe Ihr Interesse geweckt, für das nächste anstehende Projekt verschiedene Blickwinkel einzunehmen. Viel Erfolg bei der Umsetzung!