(English version below)
(Bild: Autor)
Zum wiederholten Mal: Fahrermangel
Der aktuelle Fahrermangel ist nichts Neues und dennoch jeden Tag aufs Neue ein brenzliges Thema in der Logistik-Branche. Das Thema spielt überall in Europa eine Rolle. Jedoch ist bemerkenswert, dass die Not in den Ländern mit etwas angehobenen Fahrergehältern nicht so hoch ist wie in jenen, wo Niedrigstlöhne bezahlt werden. Von Vergütung von Überstunden und Wartezeiten mal ganz zu schweigen. Zusätzlich sieht man, wie Fahrer in manchen Situationen Nächte und Wochenenden in ihren Fahrerhäusern auf unattraktiven Parkplätzen verbringen müssen. Da braucht man sich nicht zu wundern, dass der Nachwuchs ausbleibt.
Potenzieller Nachwuchs desinteressiert durch Hype zu autonomen LKW
Eine weitere Begründung hat der deutsche Transportunternehmer-Verband BGL in seiner Pressemitteilung vom 25.10.2018 noch einmal zu Recht thematisiert. Der permanente mediale Fokus auf autonomes Fahren gibt potenziellen Nachwuchskandidaten die Idee, dass es künftig keine Jobs als LKW-Fahrer mehr gibt. Doch glauben wir, dass es fahrerlose LKW in absehbarer Zeit geben wird?
Auch im Maßstab 1:87 sind schon Grenzen gesetzt
In der Modelleisenbahnwelt gibt es seit Jahrzehnten „fahrerlose“ elektrisch angetriebene LKW, die nach voreingestellter Geschwindigkeit brav die Runden auf „Straßenschienen“ über die Modellbahnanlage drehen. Analoge Sicherheitstechnik lässt sie vor Bahnschranken oder Ampeln durch Stromabschaltung halten. Maximal 2 Fahrzeuge können in einer Spur fahren und mangels Abstandshalter-Technik immer mit Gefahr von Auffahrunfällen. Und wenn es zum Rangieren, Be-und Entladen sowie zu Störungen kommt, ist schon menschliche Intervention notwendig. Was in der Modellwelt schon nicht heute funktioniert, wie soll das in der weitaus komplexeren realen Welt ablaufen?
Durchbruch von schienengebundenen Lösungen in Netzwerken bleibt aus
Sicherlich, eines Tages wird es unumstritten soweit sein, dass selbstfahrende Fahrzeuge fahrerlos durch die Gegend fahren. Doch in absehbarer Zeit werden wir dies in großem Stil wohl eher nicht erleben. Denn, warum sehen wir diese Initiativen dann nicht schon bei schienengebundenen Verkehren, die ja prädestiniert dafür wären? Erfolgreich umgesetzte Konzepte gibt es dort fast nur bei „People-Mover“. Diese transportieren Personen meistens auf „Monorail“ in geschlossenen Systemen mit einer limitierten Anzahl an Fahrzeugen fahrerlos. Anders als offene Schienennetzwerke begrenzt diese geschützte Umgebung die Risiken und fordert vergleichsweise nicht so komplexe Lösungen.
Funktionierende Intelligenz zur Synchronisation aller notwendigen Standards notwendig
Da die heutige öffentliche Infrastruktur von verschiedensten Nutzern mit jeweils unterschiedlichen Standards in vielen Facetten benutzt wird, ist zunächst funktionierende Technik für fahrerlose Mobilität notwendig. Diese Technik soll nicht nur die unterschiedlichen Standards der teilnehmenden Fahrzeuge (egal ob bei Bahn, Auto/LKW oder Schiff) synchronisieren um die Komplexität zu beherrschen sondern auch die Fähigkeiten des Menschen als Synchronisierungs- und Korrekturfaktor in der Steuerung des komplexen Verkehrs ersetzen. Und dann soll in einer Migrationsphase die Koexistenz von manuellen und automatischen Fahrzeugen beherrscht werden. Das dauert!
Erdung von Träumereien kann praktischen Fortschritt bringen
Analog der Euphorie der New-Economy Anfang dieses Jahrtausends sprechen einige Experten zu gewissen Themen und Initiativen in der heutigen Digitalisierungsära bereits von einer „Phase der überzogenen Erwartung“. Einige Logistik-Großkonzerne suchen regelmäßig die Öffentlichkeit, um über tolle Innovationen und Ideen zu berichten. Ihre aktuelle Produktion wird allerdings häufig von nicht mehr zeitgemäßen IT-Strukturen und Prozessen unterstützt. Da klafft ein riesengroßes Loch, das normalerweise nur in vielen einzelnen Schritten gestopft werden kann. Nach einer Ernüchterungphase werden Digitalisierungsthemen sicherlich wieder „geerdet“ werden, so dass brauchbare digitale Lösungen kurzfristig in die Praxis umgesetzt werden können.
Begleitetes autonomes Fahren
Dazu wird sicherlich autonomes Fahren gehören, jedoch zunächst in einer begleiteten Form. Mit den heutigen bekannten Assistenzsystemen wird es in absehbarer Zeit möglich sein, auf bestimmten präparierten und „einfachen“ Abschnitten autonom und im Platooning-Verbund zu fahren. Doch abseits der präparierten Abschnitte wird der Mensch als Fahrer nach wie vor gebraucht. Dies gilt zunächst auch für die Übernahme- und Übergabeprozesse der Ladung. Prozesse unterstützt von leistungsfähiger Telematik und TMS mit funktionierenden Schnittstellen zu Micro-Services werden Fahrer in diesem Geflecht unterstützen.
Die durch die autonom befahrbaren Abschnitte gewonnene Zeit wird der Fahrer z.B. benutzen können, um sich selbst zu disponieren. Der Anschluss an Ladungsvermittlungsplattformen wird es dem Fahrer ermöglichen, für ihn attraktive Ladung zu ergattern und die Transaktion administrativ komplett durchzuführen.
Änderung des Fahrerberufes, klein anfangen hilft
Prozesse in der Transportbranche werden sich dadurch massiv ändern, gerade im Ladungs- und Teilladungsbereich. So wird der Inhalt des Fahrerberufes sich langsam vielleicht eher in Richtung eines mobilen Disponenten bzw. sogar Transportunternehmer wandeln. Damit ist es an der Zeit, die Ausbildung des Fahrers danach auszurichten. Hoffentlich gelingt es uns in der Branche zusammen dadurch auch das Berufsbild des Fahrers attraktiver zu gestalten und so potenzieller Nachwuchs für den Beruf des mobilen Transportunternehmers zu interessieren. Und der kleine Nachwuchs kann dazu jetzt mit spurgeführten elektrischen LKW auf der Modelleisenbahnanlage schon mal üben und so hoffentlich Appetit auf mehr bekommen…
Wanted: drivers for autonomous trucks
Lack of drivers, a repeated topic
The current lack of drivers is nothing new and every day repeatedly a hot topic in the logistics industry. The item is present everywhere in Europe. However the pressure is not that high in countries with more moderate salaries compared to countries where according to the discounter-mentality only lowest wages are granted. And remuneration of waiting times and overtime is not even touched. When looking at the way drivers are spending nights and weekends in their cabs on unattractive parking’s, it can be understood that young people are not fond of choosing this profession.
Hype of autonomous trucks hindering attraction of young successors
The German truck carrier association BGL drew up another correct reason in its press release of Oct. 25th. The permanent public focus on autonomous driving raises the idea for young potential drivers not finding a job in future. But do we believe that trucks without drivers on board will be reality in near future?
Limitations exist already in scale 1:87
Driverless electric trucks, running with adjusted speed on slot tracks on the model train lay out exist already since decades. Analogue safety features let the vehicles stop for traffic lights or railway crossing gates. 2 vehicles can use one slot track simultaneously and because lack of collision sensors a permanent danger of accidents is given. And when it comes to shunting, loading and unloading as well as incidents human interaction is needed anyway. What is not working in the model world, how should this work in the far more complex real world?
Breakthrough of network rail solutions still missing
Of course it will happen one day that driverless vehicles will be present on the roads. But in near future we will not see them that quickly in noticeable quantities. As why don’t we see working initiatives already at rail guided vehicles, which are pre-destined for this purpose? Realised concepts we only see in case of “people-movers”, which are carrying people in a limited number of moving units within a closed system, in most cases on mono-rails. Contrary to open rail networks this protected environment limits the risks and does not demand comparatively complex solutions.
Working intelligence for synchronisation of all necessary standards needed
As the current public infrastructure is used by different parties with different standards, a working technique is needed for driverless mobility. This technique should not only synchronise various standards of the participating vehicles (trail, car/truck or vessel) in order to control the complexity but also replace the human capabilities as synchronising and correcting agent when steering the complex traffic. And on top co-existence of manual and automatic vehicles need to be controlled in a migration phase. This all takes time!
Grounding of dreams can provide practical progress
Referring to the “new-economy” of the beginning of this century, experts are talking about a current “phase of exaggerated expectations” regarding many topics and initiatives of the current digitisation era. Some larger logistics companies are prominently publishing fancy innovations and ideas. It looks sexy for shareholders and superiors in case top management goes public with these spacy features, showing the progressiveness and future orientation of the management. Their current operations however are supported many times by old fashioned IT structures and processes. Big gaps can be detected between reality and wishful thinking, which only can be closed step by step. After a disillusion phase digital topics certainly will be grounded and useful digital solutions can be realised in daily life.
Guided autonomous driving
One of these topics will be autonomous driving, initially in a guided way. With well-known car assistance features it will be possible driving autonomously and also in platooning combinations on selected prepared road sections. But in most of the more complex situations aside of these prepared sections human drivers will be needed. This also applies for handing and taking over loads. Processes supported by powerful telematics and TMS containing working interfaces with micro services will support drivers in this environment.
When driving autonomously on the prepared road section drivers will gain time, which can be used for dispatching activities. Connections to cargo brokerage platforms will enable the driver, to gain attractive loads and fulfil the transaction with stakeholders involved.
Change of driver profession, starting early helps
Processes within the transport industry will change rapidly, especially in the full- and part-load segment. This also changes the contents of the driver job in the direction of a mobile dispatcher or even mobile transport entrepreneur. Time to also reshape the driver training according to these needs. Hopefully our industry is able to shape the job profile of the driver more attractively and in this way creating interest of young people for this profession. And young talents already can practise with slot cars and trucks on model railway lay out and hopefully get appetite on more….