Im ersten Teil des Blogs habe ich einen Einblick in die IoT-Welt ermöglicht. In diesem zweiten Teil gebe ich einen Überblick zu den möglichen Geschäftsmodellen und Nutzungsmöglichkeiten.
Um was geht es im IoT Business?
IoT wird auch als auch Internet 3.0 bezeichnet(oft auch genannt/vermischt mit Industrie 4.0). Im Internet 1.0 wurden anfänglich ca. 1 Milliarde Nutzer via Computer / PCs verbunden. In 2014 waren es bereits ca. 3 Milliarden. Mit dem Social – Internet 2.0 sind in 2014 ca. 5 Milliarden Nutzer mobil, vor allem via Smartphone vernetzt.
Nach Angaben von Analysten werden im Internet 3.0 in 2020 ca. 30-50 Milliarden „Dinge“ verbunden und vernetzt sein (IDC geht gar von 200 Milliarden Dingen aus). Alleine wenn man die Zahlen liest wird klar, dass IoT ein riesiger Wachstumsmarkt mit vielen Möglichkeiten und damit verbunden neuen Serviceangeboten sein wird.
Die Herausforderung für Firmen und deren Geschäftsmodellen besteht nun darin, den Schatz zu heben, der durch die weltweite und intelligente Vernetzung von diesen 30-50 Milliarden Dingen entsteht.
Versucht man das IoT in eine Business Formel zu bringen stellt sich dies in etwa so dar:
Physikalisches Objekt + IT-Device (HW/SW mit Sensor/Aktor) = Erweiterte Funktion (physisch / lokal) + Service (digital / global)
Aus Business Sicht entsteht der Nutzen also zum einen aus der Verwertung der entstehenden Daten, zum anderen durch Ausschöpfung der neuen Möglichkeiten aus Verbindung der physikalischen Produkt- und Lösungswelt mit der Digitalen.
Grundsätzlich sind u.a. folgende Szenarien denkbar:
- Vom einfachen Produktverkauf zum smarten Produkt mit Service (z.B. via Abo- Modell, laufende Einnahmen statt einmaligen; Nutzen für den Kunden wächst idealerweise über die Zeit bspw. durch Zugriff und Verarbeitung gesammelter historischer Daten )
- Vom isoliertem zum vernetzten Produkt / Service im Ecosystem
- Kombination des Produktes mit realtime Services und Prognosemöglichkeiten als Features
Bevor allerdings die Anwender und Nutzer in den Genuss der neuen Möglichkeiten kommen, muss die Infrastruktur für das IoT geschaffen werden, welches aktuell viele Firmen und Anbieter umtreibt, stetig wächst und fast täglich von neuen Allianzen zu lesen ist.
Anbieter von IoT Lösungen, die „Enabler“
Die aktuellen Gewinner des IoT sind sicherlich vor allem die Neuen Player aus dem Internet-/Softwareumfeld, die Datenverbindungen herstellen, Daten in der Cloud verarbeiten, Hardware- und Software Stacks bereitstellen sowie Gadgets für den Consumer Bereich herstellen und Bedürfnisse wecken.Hinzu kommen noch etablierte Firmen, vor allem die aus dem M2M und industriellem Umfeld mit ihren Lösungen und Standards.
Im IoT können im wesentlichen folgende, drei Geschäftsmodelle verfolgt werden:
- „Digital aufgeladene“ Produkte
- Sensor as a Service
- Erweiterung klassischer Geschäftsmodelle
Unter „Digital aufgeladene“ Produkte wird dabei verstanden, bestehende oder neue Dinge zu erweitern, sprich für das IoT neudeutsch gesprochen zu „enablen“. Dazu gehören beispielsweise Hardware „Premium“ mit Support eines bzw. mehrerer Ökosysteme (zwei einfache Beispiele: Transportbehälter plus RFID Tag = E-Kanban oder Philips Hue Lampen aus dem Consumer Segment).
Sensor as a Service wurde durch IoT neu geschaffen; die Hardware / Software ist i.d.R kostenlos, verkauft werden die Daten.
Auch in bestehenden, klassischen Business Modellen können unter Anwendung von IoT Technologien Lösungen verbessert oder zusätzliche Services angeboten werden. Ziel ist es, bestehenden Produkten und Services „neues“ Leben in den Kategorien Betreiben, Optimieren, Erweitern, und Services Monetarisieren einzuhauchen.
Gartner schlägt zur Klassifikation des Anbieter-Marktes die Kategorien Hardware, Software, Kommunikation, Data-Center Provider und Professional Services vor. In diesen Kategorien sind die wesentliche Player aus meiner Wahrnehmung heraus: Intel, ARM, Atmel, Qualcomm, Cisco, Samsung (SmartThings), ThingWorks, Bosch, Philips, Continental,GE, IBM, Salesforce, Apple, Google und vor allem jede Menge Startups, häufig im Bereich Cloud- & App Lösungen!
Beim Anwender, z.B. im Business, lässt sich der Nutzen meist dadurch heben, dass mehr Leistung in höherwertige Aufgaben gesteckt werden, da immer mehr Aufgaben durch IoT „Intelligenz“ maschinell und automatisiert abgewickelt werden können.
Um auch dem Anwender und Partnern entgegenzukommen und damit bestehende und neue IoT-Lösungen zumindest im eigenen Ecosystem reibungslos zusammenspielen, haben sich aktuell folgende, wesentlichen Allianzen gebildet:
- Industrial Internet Konsortium
- OPEN INTERCONNECT
- ALLSEEN Alliance und
- Thread
Und jeden Tag kommen neue Allianzen und Lösungen dazu, d.h. der Markt ist momentan stark in Bewegung.
Anwender und Nutzer von IoT Lösungen
Das Angebotsspektrum der IoT Lieferanten ist sehr breit, daher empfiehlt sich zur näheren Betrachtung eine Aufteilung in Produkte und Services für folgende, wesentliche Zielgruppen:
- Consumer: Connected Wearable Devices, Connected Cars, Connected Homes und verbundene Services (z.B. Entertainment, Gesundheit, Sicherheit, Fitness und Einkaufen)
- Enterprise: Connected Value-Chain und verbundene Services (z.B. Support, Ersatz Automatisierung und Optimierung von Marketing, Produktion, Wartung, Transport, Schutz von geistigem Eigentum, Innovation)
- Government: Connected Cities und verbundene Services (z.B. Umwelt, Umgebung, Sicherheit, Verkehr, Ver- und Entsorgung)
Zur Verdeutlichung des realen Nutzens bzw. Potenzials greifen ich ein paar Beispiel aus dem Bereich Energie und Transport/Verkehr heraus (Basis Smart – Grid, Smart-Meter, Smart-Car)
Im Bereich Transport entstehen neue Möglichkeiten z.B. den Transportpreis nach Verkehrsmittel-Auslastung oder bei großen Events / nach Wetterbedingungen zu ermitteln (Uber) oder beim Smart-City-Management den Verkehr auf Basis von Sensordaten zu steuern und statt Parkplätze zu suchen, freie Parkplätze zu finden. Bereits in Google-Maps im Einsatz werden die Verkehrsprognosen u.a. auf Basis der im Mobilfunknetz eingebuchten Handys erstellt oder beim Carsharing das Buchen und Abrechnen des Leih-Services.
Im Bereich Energie z.B. nutzen von smarten Energieerzeugungs- und Management-Lösungen (Ziel: Energieerzeugung v.a. Erneuerbare und Energieverbrauch in Balance bringen: Waschmaschine und Sauna laufen dann, wenn der Wind weht oder die Sonne scheint). Damit ist verbunden, Erzeugungsleistung intelligent zwischenspeichern und regenerative Energieerzeugungsanlagen wie z.B. Photovoltaik im Ertrag optimieren.
Smart Cities Managementlösungen werden für adaptive Beleuchtung- und Verbrauchersteuerung genutzt.
Fazit & Ausblick
Alle technischen Elemente wie Hardware und Software sind bis auf die notwendigen konsolidierten Standards vorhanden. Angekommen auf dem Höhepunkt des Hyphes nach Gartner wird sich nun in 2015 und darüber hinaus zeigen, was Hyphe war und was sich tatsächlich in IoT-Services umsetzen lässt.
Vieles v.a. im Industrial Internet gibt es bereits seit geraumer Zeit als M2M, wenngleich das Konzept IoT natürlich viel weiter geht und durch Cloud Services und Vernetzung der verschiedenen Anwendungsbereiche neue Möglichkeiten und Services eröffnet. Dem entgegen stehen die Hürden Sicherheit (u.a. Umgang mit sensitiven Daten, Wirtschaftsspionage), Interoperabilität und vor allem die menschliche Akzeptanz.
Das Rennen um Smart – Home wird vermutlich zwischen Apple und Google/Samsung im Mittelpunkt des riesigen Ecosystems mit vielen Startups und auch etablierten Consumer Artikel Brands entschieden werden. In anderen Feldern ist dies noch nicht so klar …
Das Thema bleibt aus meiner Sicht spannend, ich freue mich über Feedback, weitere Zusatzinformationen und interessante Beispiele aus der Praxis.
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