Nach bereits vielen Jahren praktischer Projektleitungserfahrung habe ich kürzlich einen Vorbereitungskurs zur Prüfung zum (Project Management Professional (PMPSM) besucht und das anschließende PMP-Examen des Project Management Institute (PMISM) bestanden. Ich darf nun den Titel Project Management Professional und das Kürzel PMP hinter meinem Namen tragen.
Mit großem Interesse habe ich mich auf die Standards und Leitlinien der PMI eingelassen. Ich habe das Gesamtgebäude mit den 10 „Knowledge Areas“ und den 5 „Process Groups“ gepaukt. Ich habe gemerkt, dass das PMI eine ausgefeilte Methodik und ein völlig schlüssiges Modell liefert. An diesem Idealbild zum Projektmanagement werde ich mich zukünftig messen.
Noch ist mir nicht ganz klar, wie sich die „reine Lehre“ des PMI mit dem umsetzungsorientierten Best-Practice-Ansatz von A‘PARI in Übereinstimmung bringen lassen wird. Ich denke, das inhalierte Wissen aus den PMI-Standards wird sich über die nächsten Wochen setzen, und ich werde neugierig beobachten, wie ich es sinnvoll und in der richtigen Dosierung in meine tägliche Arbeit einbringe.
Grenzwertig fand ich das eigentliche PMP-Examen. Innerhalb von vier Stunden sind 200 Multiple-Choice-Fragen zu beantworten, die schon bei der Vorbereitung zur Prüfung zu heftigen Diskussionen und kontroversen Meinungen innerhalb der Teilnehmer-Gruppe führten. Die Fragen sind zum Teil spitzfindig formuliert, und ich merkte immer wieder, dass ich mit zum PMI abweichenden Fokus, die Fragen oft anders beantwortete als verlangt. Der Kursleiter sagte dann üblicherweise: „ Legt bitte eure Projekterfahrung beiseite und lasst euch auf die Denke des PMI ein.“ Das PMI verlangt sehr strikt Antworten exakt im von ihm vorgegebenen Raster.
Darüber hinaus findet man sich in einem nordamerikanischen Kontext wieder, der eher befremdet. Um die Prüfung zu schaffen, muss man sich zum Beispiel mit in Amerika üblichen Vertragstypen auskennen (etliche davon sind in Europa nicht gängig). Ich quäle mich also durch einen amerikanischen Kontext, um PMP zu werden und dann bei deutschen oder europäischen Kunden Projekte zu leiten. Da das PMI viel Geld für die Zertifizierung verlangt, frage ich mich, ob man – immerhin gibt es diesen Standard bereits seit vielen, vielen Jahren – nicht erwarten kann, in Deutschland eine für Europa lokalisierte Prüfung ablegen zu können, die dann auch das widerspiegeln kann, was uns auf dem alten Kontinent in Projekten erwartet.
Wie stehen Sie zum PMP? Welche Erfahrungen haben Sie gesammelt? Ich würde mich über Antworten freuen.
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