Seit Jahren gehört er dazu in der Transportlogistik – der Tracking Event oder auch Zeitstempel genannt. Lange fristete er ein eher stiefmütterliches Dasein in der Industrie, vielleicht auch weil Kunden noch nicht so weit waren, im Internet ihre Sendungen zu verfolgen. Track & Trace Plattform hieß das in den 90er Jahren, und der Ausdruck hat sich wacker gehalten. Heute „trackt und traced“ jede Großmutter, ob das Weihnachtsgeschenk für den Enkel schon an seinem Bestimmungsort angekommen ist. Das ist jedoch nur möglich, weil die Paketdienstleister eine durchgängige Scannung der Sendung an allen Schnittstellen betreiben, was die Qualität der Events oder Zeitstempel maximal erhöht.
Aber wie sieht es denn in anderen Bereichen der Transportlogistik aus? Hat sich das Dasein des Events in den vergangen Jahren signifikant verändert?
Obwohl der früher zur Sendungsverfolgung erdachte Event inzwischen auch einen Status darstellt, also darüber informiert, ob eine Sendung bereits verzollt ist oder bereits Sicherheitsüberprüfungen unterzogen hat, so ist er doch immer nur so gut wie seine Erfassungsqualität. Er wird genutzt, um die Qualität von Dienstleistern oder sich selbst zu messen und sich dadurch zu verbessern.
Im Sammelgutverkehr – und hier vor allem getrieben durch die Systemkooperationen – hat der Event ein hohes Maß an Wichtigkeit erlangt. Durchgängige Scannung ist hier sehr weit verbreitet und somit sollte die Qualität des Events und dessen, was er aussagt, hoch sein. Leider sehen wir auch hier immer wieder, dass nicht jeder Spediteur alle Sendungen durchgängig und korrekt scannt, sondern nur solche, die auch in eine Systemkooperation laufen oder aus solch einer kommen. Manchmal erfolgt die „Status-Setzung“ nach wie vor „automatisch“ vom IT-System oder im Büro, um Strafzahlungen zu vermeiden. Schwierig wird es, wenn man als Logistikdienstleister mehrere Systemkooperationen bedient und dann z.B. beim Hallenumschlag unterschiedliche Prozesse leben muss.
In der Seefracht werden Events meist auf Containerebene angegeben, um dann, im Falle eines LCL Containers, vielleicht auf die einzelne Sendung heruntergebrochen zu werden. Scannung wird nur äußerst selten eingesetzt, da hier etablierte Standards fehlen. Es gibt zwar etablierte und übliche Events, die von Reedereien und Portalen verwendet werden, jedoch haben unterschiedliche Spediteure auch unterschiedliche Interpretationen von Events, die dem Kunden dargestellt werden. Die Events werden teils von Reedereien bereitgestellt, teils vom Spediteur auf Zuruf manuell im System eingepflegt.
In der Luftfrachtindustrie hat die IATA mit ihrem Cargo2000 Programm (Cargo2000) Standards geschaffen, die zusammen mit allen Beteiligten allmählich umgesetzt werden. Jedoch war der Zugang zu diesen Standards in den letzten Jahren leider nur denen vorbehalten, die Geld in die Hand nehmen können und in ihren IT Systemen den Standard umsetzen und ihre globale Organisation auf einen entsprechenden Standardprozess einschwören. Denn Cargo2000 ist nicht nur ein Standard für Event Codes, sondern plant auch die Zeitfenster die zwischen den Events verstreichen können. Eine kleine Wissenschaft, die sich durch die gesamte Luftfrachtlieferkette zieht. Mittlerweile gibt es auch Mitgliedskategorien, die es kleineren und mittelständischen Luftfrachtspeditionen erlaubt, Mitglied bei Cargo2000 zu werden. Einige größere Spediteure erfassen ihre Events bereits mit Scannern, jedoch leider auch nicht immer durchgängig und an jeder Niederlassung.
Die verladende Industrie würde gerne Standards in allen Verkehrsträgern sehen, die sie in die Lage versetzt ihre Dienstleister zu vergleichen. Aber in Abwesenheit solcher Standards haben sich globale Verlader inzwischen ihre eigenen Event Codes geschaffen, die dann eben vom Dienstleister gefordert werden. Leider zerstört dies dann wieder das zarte Pflänzchen der Entwicklung von Industriestandards. Selbst wenn es einen gibt (wie in der Luftfracht), wollen die Kunden trotzdem andere Codes haben, die sie selbst intern verwenden, um Prozesse auszulösen – für alle Verkehrsträger gleichermaßen – und um ihre verschiedenen Dienstleister mit festen KPI’s zu vergleichen. Das führt bei den Dienstleistern immer wieder dazu, dass eventuell bereits eingeführte Standardprozesse unterbrochen werden, um kundenspezifischen Wünschen nachzukommen.
Standard Event Codes oder Zeitstempel sind aber nur so gut wie ihre Erfassungsqualität. Weit verbreitet ist leider noch immer die manuelle Eingabe in Systemen mit häufig falschen Daten. Jede Eventinformation muss da, wo der Event passiert manuell festgehalten werden und irgendwann, müssen sie dann in ein System eingegeben werden. Das kostet nicht nur Zeit und somit Geld, darunter leidet auch die Datenintegrität. Wird nämlich ein Auslieferungsevent erst dann im System bereitgestellt, wenn die Sendung bereits seit 24 Stunden beim Kunden ist, bringt er außer für die Statistik nicht mehr viel.
Der Tracking Event hat also – zusammengefasst – in den vergangenen Jahren zwar an Bedeutung gewonnen, seine Behandlung entlang der Transportkette kann man jedoch noch immer als „lückenhaft“ bezeichnen. Solange Events nicht da erfasst werden (können), wo sie passieren und auch zeitnah erfasst werden, wann sie passieren, können die damit möglichen Optimierungspotenziale von internen und unternehmensübergreifenden Prozessen nur zum Teil gehoben werden, obwohl heute eigentlich schon viel mehr möglich wäre.
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