Seit einiger Zeit wird die Entwicklung zur Industrie 4.0 in der Politik, den Medien, in Führungsetagen und bei Veranstaltungen rege diskutiert. Die Ergänzung „4.0“ wird seitdem schon fast inflationär genutzt und man fragt sich, muss denn jetzt alles „4.0“ sein, um es der Öffentlichkeit „verkaufen“ zu können?
Innerhalb einer Woche sind mir dazu gleich mehrere Beispiele über den Weg gelaufen – alles „4.0“ oder was?
Die Verkehrsrundschau berichtet in ihrem Newsletter, dass die Speditionen Nellen & Quack – THE GREEN LINE und SLK-Kock die ECH EuregioCargoHub GmbH als Produktionsgesellschaft für die gemeinsame operative Stückgutabwicklung gegründet haben und nun „Stückgut 4.0“ betreiben. Die Entwicklungsstufen der Stückgutspedition wurden folgendermaßen erklärt: „Stückgutspedition 1.0 war die bahnamtliche Spedition, 2.0 war der Aufbau eigener Fernverkehre, 3.0 die Organisation in Kooperationen – und nun kommt mit der Stufe 4.0 das Outsourcing der gesamten Stückgutproduktion.“
Auch im Bereich der Sportausrüstung hat „4.0“ Einzug gehalten. Im Sportladen bin ich an den Sportschuhen vorbei gelaufen und was sehe ich dort? Den REEBOK CROSSFIT NANO 4.0.
Im Veranstaltungsprogramm zur Messe transport logistic in München findet sich der Vortrag: „Der Logistikmanager 4.0 – was Fach- und Führungskräfte künftig können müssen“.
Und was steht in der Zeitung? Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales startete im April 2015 den Dialog „Arbeiten 4.0“. Details dazu findet man unter www.bmas.de. Über 300 Expertinnen und Experten trafen sich zur Startveranstaltung in Berlin, um über die Zukunft der Arbeit zu diskutieren. Die Bundesministerin Andrea Nahles stellte dabei auch das Grünbuch „Arbeiten 4.0“ vor. Dabei handelt es sich um ein Dokument mit Analysen und offenen Fragen zu wichtigen Entwicklungen und Handlungsfeldern in der Arbeitsgesellschaft von morgen. Mit dem Grünbuch soll eine breite Diskussion darüber in Gang gesetzt werden, wie wir arbeiten wollen und welche Gestaltungschancen es für Unternehmen, Beschäftigte, Sozialpartner und Politik gibt. Der Dialog soll Ende 2016 mit einem Weißbuch „Arbeiten 4.0“ seinen Abschluss finden.
Stellt sich die Frage: Falls der Bund der Steuerzahler die Debatten sowie die Grün- und Weißbücher zu „Arbeiten 4.0“ später eventuell kritisch bewertet, stehen diese dann im „Schwarzbuch für Fälle öffentlicher Steuergeldverschwendung 4.0“?
Ich werde Industrie 4.0 und den damit begonnenen „4.0-Hype“ weiter verfolgen. Kennen Sie weitere interessante Beispiele?
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